Zu Beginn einer Pflanzsaison hat man immer große Ambitionen. Bilder von meterhohen, extrem buschigen Chilipflanzen und einer kiloschweren Ernte von Chilis in leuchtenden Farben erscheinen vor dem geistigen Auge. Während man bereits die ersten Gerichte unter Verwendung der hauseigenen Produktion plant, sollte man aber die Grundlagen nicht vergessen! Letztes Jahr ging bei meinem Chilianbau so ziemlich Alles schief, was schief gehen konnte. Von Anfang bis Ende war der Wurm drin, und somit gibt es hier, anstelle von einem Erfolgsbericht, eine kleine Auflistung der Dinge, die Ihr vermeiden solltet.

Los ging es mit der Lieferung der Setzlinge. Normalerweise werden die Bestellungen ab Mitte April ausgeliefert. Die niedrigen Temperaturen sorgten aber für eine Verschiebung und zusätzlich sorgte meine späte Bestellung wohl noch für einen Platz am Ende der Warteschlange. In der zweiten Mai-Hälfte traf dann endlich das Paket ein und ich konnte die Pflanzen begutachten. Entschieden hatte ich mich für folgenden Sorten:

Die Chocolate Habanero war direkt ein Transportschaden. Äußerlich war keinerlei Beeinträchtigung zu erkennen, die Pflanze hat sich aber wohl nie vom Stress im Postpaket erholt. Der relativ dünne Stengel ist trotz Stütze nach zwei oder drei Tagen einfach umgeknickt und die Pflanze ist eingegangen. Wiederbelebungsversuche waren leider erfolglos.

Den anderen Pflanzen ging es aber nicht sehr viel besser. Das Wetter war sehr wechselhaft und generell unpassend für ein schnelles Wachstum. Relativ viel Regen und wenig Sonne sind keine idealen Bedingungen um kräftige Pflanzen zu kriegen. Um möglichst jeden Sonnenstrahl auszunutzen habe ich die Blumentöpfe auf den Terrassentisch gestellt – ein blöder Fehler wie sich im Nachhinein herausgestellt hat. Die Töpfe standen zwar einerseits in der Sonne, andererseits aber auch direkt im Windzug und die Erde ist ständig ausgetrocknet. Die Erde kam auch noch aus dem Schnellkomposter und bestand fast nur aus zerbrochenen Stöckchen. Der Nährgehalt war unter aller Kanone und ich musste schon kurz nach dem Umtopfen mit Dünger nachhelfen. Derart beeinträchtigt wuchsen die Pflanzen nur sehr langsam und wurde nicht richtig buschig und stabil. Es bestand immer die Gefahr, dass die Pflanzen bei einem stärkeren Windstoß umknicken und es dauerte ewig bis sich die ersten Blüten gebildet haben. Ende August waren ein paar Chilis reif, der große Teil hätte aber noch gut und gerne zwei bis drei Monate gebraucht, um richtig reif zu werden.

Die Bilder sind übrigens Anfang September entstanden. Man kann gut erkennen, wie klein die Pflanzen noch sind und in welch frühem Stadium sich die Chilis befinden. Einzig die 5 color hat zumindest etwas getragen und ein paar reife Schoten geliefert. Dumm nur, dass die Sorte mehr als Deko gedacht war. Die Schoten sind nicht besonders geschmacksintensiv und haben viel zu viele Kerne. Insgesamt betrachtet habe ich in 2012 zu wenig Liebe und Aufwand in die Zucht gesteckt. Der (mal wieder) viel zu späte Start hat dann ein Übriges getan und eine volle Ernte direkt zum Scheitern verurteilt. Zum Glück gab es Rettung durch meine netten Kollegen Andre und Lars – ich habe immer noch Chilis aus deren Anbau im Tiefkühler! Für 2013 habe ich aber wieder große Pläne und versuche zweigleisig zu fahren. Ich werde mein Glück mit der Anzucht aus Samen versuchen und als Absicherung noch zusätzlich Setzlinge ordern. Mal sehen ob es dann wenigstens klappt…