Trotz großer Ähnlichkeit in der britischen und der amerikanischen Kultur bleiben doch einige Unterschiede bestehen – speziell wenn es ums Essen geht. Kein Wunder also, dass so mancher Brite auf der Suche nach echtem Barbecue drastische Wege einschlägt und kurzerhand sein eigenes Restaurant eröffnet. Die Idee, echtes Kansas City Barbecue nach London zu bringen, ist anscheinend gut angekommen, denn inziwschen gibt es bereits vier Lokale von Bodeans in der Metropole verteilt. Wenn das Time-Out Magazine dann auch noch den besten Rippchen diesseits des Atlantik spricht, wird es Zeit einer der Filialen einen Besuch abzustatten und dem ganzen auf den Zahn zu fühlen!

Gegessene Gerichte:

Webseite:

http://www.bodeansbbq.com

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Unweit des Oxford Circus gelegen findet man eine Filiale von Bodean’s die auf den ersten Blick wie eine Mischung aus Deli mit Selbstbedienung und Sportsbar aussieht. Im Erdgeschoss wird das Essen an der Theke bestellt und anschliessend auf Hockern mit Blick auf einen der großen Fernseher verspeist. Die Atmosphäre ist etwas hektisch und recht laut aber durchaus gemütlich. Wer es ruhiger mag, der geht eine Etage tiefer in den Keller. Hier finden sich gemütliche 6er Sitzgruppen im Dinerstyle und durch den Teppich und die hohen Trennwände ist es deutlich ruhiger als oben. Das Sportprogramm läßt sich hier allerdings auch verfolgen, an jeder Wand hängen Fernseher um auch ja keinen Touchdown (bzw. Tor) zu verpassen.

Hat man sich für eine Etage entschieden geht es an die Menüauswahl. Unterschiede in den angebotenen Gerichten gibt es nicht und somit bleibt es dem Gast überlassen für welchen Barbecue Klassiker er sich entscheidet. Wenn Time-Out allerdings behauptet hier gäbe es die besten Ribs auf dieser Seite des großen Teichs, dann wollen wir das mal überprüfen. Die eigenen Ribs müssen da schließlich erstmal übertroffen werden… Um weitere Vergleiche anstellen zu können, habe ich dann letzlich die Rippchen-Kombo mit Burnt Ends geordert und eines der amerikanischen Flaschenbiere als Getränk ausgesucht. Die Bestellung wird innerhalb weniger Minuten auf einem Plastiktablett (Deli im Erdgeschoss) oder auf Tellern (im Kellergeschoss) serviert. Der erste Eindruck läßt gutes Vermuten. Die Rippchen sind nur dünn mit Sauce bestrichen und werden nicht darin ertränkt. Das Fleisch löst sich leicht vom Knochen, hat aber trotzdem noch Biss und eine gute Struktur. Der Geschmack ist ausgewogen ohne das einzelne Gewürze besonders herausstechen. Was einem aber auffällt sind einige geschwärzte Stellen, speziell an den Knochenenden und an den Schnittkanten. Eine Nachfrage beim Kellner bringt Gewissheit: die Rippchen sind auf dem Grill aufgewärmt worden. Anscheinend haben die einzelnen Filialen keinen Smoker und das Fleisch wird in der Zentrale zubereitet und dann nur noch auf Bestellung aufgewärmt! (Auf meine Frage nach der Art bzw. dem Hersteller des Smokers bekam ich übrigens nur die Antwort „a massive Pit“.)

Nach dem leichten Dämpfer geht es ans Testen der weiteren Speisen auf dem Teller: Die Burnt Ends haben zwar keinen erkennbaren Smokering und scheinen in der BBQ Sauce (nach) gegart zu sein, vom Geschmack her und von der Zartheit liegen sie aber ganz weit vorne. Definitv eine Empfehlung!. Der Krautsalat ist knackig aber etwas fad im Geschmack, ähnlich wie die Fritten. Ein weiteres Highlight ist aber ganz klar das Upgrade auf Chili-Cheese-Fries. Für knapp drei Pfund Aufpreis bekommt man einen dicken Schlag Chili mit viel Fleisch (mit Bohnen) auf die Pommes und das ganz wird anschliessend mit ordentlich Käse überbacken. Alles in allem ist die Kombo-Platte eine gute Wahl und speziell mit dem Fritten-Upgrade wird man sicherlich satt nach Hause gehen.

Bei einem weiteren Besuch konnte ich auch noch das Pulled Pork probieren. Der gelieferte Haufen aus einzelnen Fasern ist zwar schön zart, leider aber auch fast ohne irgendwelche Gewürze und man sieht weder einen Smokering noch gibt es viele schöne Stücke knuspriger Kruste. Um das PP zu essen sollte man also zu den reichlich verfügbaren Saucen auf dem Tisch greifen und den Geschmack noch etwas aufpeppen. Die essigbasierte Sauce ohne Label war dabei mein Favorit, die beiden Barbecue-Haussaucen sind ok aber unterscheiden sich vom Geschmack her nicht deutlich.

Alles in allem ist Bodeans sicher einen Besuch wert, den Claim „best ribs this side of the atlantic“ kann ich aber definitiv nicht unterschreiben! Bestellt Euch lieber die Burnt Ends und die Chili-Cheese-Fries.

Was war gut?

Die Burnt Ends sind der Knaller! Würzig und ungemein zart, da gibt es kaum was zu verbessern. Die Rippchen sind nur leicht mit Sauce glasiert und der Kunde kann entscheiden, ob er zusätzliche Sauce haben möchte oder nicht.

Was kann noch verbessert werden?

Wer sich mit dem Titel „Londons original smoke house“ schmückt, der sollte gefälligst auch einen Smoker im Restaurant stehen haben. Das Essen in der Zentrale zu räuchern und dann in den einzelnen Filialen wieder aufzuwärmen mag für die breite Masse akzeptabel sein, der Barbecue Fanatiker rümpft aber die Nase.

Und sonst?

12,5% Service Charge sind eine Frechheit. Wer guten Service bietet, der bekommt sein Trinkgeld auch so von den Kunden. Bei schlechtem Service aber, muss der Kunde das recht haben auf ein Trinkgeld zu verzichten.